Politik & Gesellschaft

Mi
15.03.2017

19.30 Uhr
Studio

Eintritt frei

Familismus bezeichnet die weitgehende Identität von Familie und Gesellschaft. Danach bildet das System aller Familien das Gemeinwesen. Selbst in das (aus frauenpolitischer Sicht) fortschrittlicheBRD-Grundgesetz wurde 1949 die Auffassung von der Familie als wichtigstem Baustein einer Gesellschaft eingeschrieben und somit eine konservative Familienideologie zementiert, die Frauen und Männer eindeutige Rollen zuwies und die bis wirkt. Erst die neue Frauenbewegung entwickelte Gegenkonzepte, die heute allerdings zu verblassen scheinen. Staatliche Familienpolitik fördet nach wie vor die traditionelle "normalbesetzte" Kleinfamilie, mit Vater, Mutter und Kind(ern). Die soziale Realität hat sich längst von diesem ideologischen Gemälde entfernt. Im Vortrag geht es um eine historische Rekonstruktion exemplarischer Theorien und Praxen, die zu jenem ideologisierten Familienverständnis führen, das auf das "Gemeinwohl" abzielt, faktisch aber alle Menschen ausschließt, die nicht zu einer Familie gehören. Am Ende steht die Frage, ob es sinnvoll ist, dieses kritikwürdige System auszuweiten, indem neue Zusammenlebensformen durch von Staat verordnete Gesetze "normalisiert" werden.


Dr. Gisela Notz, Sozialwissenschaftlerin und Historikerin, war bis Mai 2007 wissenschaftliche Referentin im Historischen Forschungszentrum der Friedrich-Ebert-Stiftung. Außerdem Lehrbeauftragte und Vertretungsprofessorinan verschiedenen Universitäten. Arbeitsschwerpunkte: Arbeitsmarkt-, Familien-, uns Sozialpolitik, Alternative Ökonomie, historische Frauenforschung. Sie ist aktives Mitglied beim Institutfür Protest und Bewegungsforschung. Giesela Notz war von 2004 bis 2010 Bundesvorsitzende von pro familia. Sie ist im Beirat der Giordano-Bruno-Stiftung(gbs).

Veranstalter*innen: Düsseldorfer Aufklärungsdienst VHS Düsseldorf, kom!ma & zakk