Politik & Gesellschaft

Mi
08.05.2019

19 Uhr
Raum 4

Eintritt frei
Voranmeldung unter fem.lesekreis@web.de

„Alle Verhältnisse umzuwerfen, in denen der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist“, lautet der marxistische Imperativ, den sicher auch viele Feministinnen gerne unterschreiben. Dennoch scheinen unsere verschiedenen Befreiungsbegehren mitunter im Widerstreit miteinander zu liegen. Unsere politische Praxis gleicht daher manchmal einem Doppelleben und wir haben das Gefühl, zwischen den Stühlen zu sitzen. Mal ist es die „Frauenfrage“, die spaltet und daher angeblich vertagt werden muss auf bessere Zeiten, mal sind es Themen wie Rassismus, Ökologie, LGBTIQ… Anschaulich spricht Frigga Haug vom „Herrschaftsknoten“, in dem wir alle miteinander verstrickt sind: Wenn die einen an ihren Ketten zerren, wird es für die anderen enger. Ein Knoten lässt sich nur dann lösen, wenn wir ihn an allen Enden zugleich zu lockern versuchen.

Wir werden „alle eure begriffe erweitern müssen wie röcke“, schrieb Dorothee Sölle einmal in einem Gedicht an „chuck ´n´ freddy“, alias Marx und Engels…

Im ersten Teil des Lesekreises haben wir uns mit den großen Arbeitsteilungen und dem Arbeitsbegriff beschäftigt. Angenommen, wir würden „als Menschen produzieren“…, fragten wir uns mit Marx (siehe de.wikipedia.org/wiki/Portal:Marxismus/Zitate/363). Von Brecht inspiriert diskutierten wir, wer und was sich wie ändern müsste, wenn doch „die Köchin den Staat regieren soll“. Das hat uns zu der Frage geführt, wie Selbstveränderung und Veränderung der Umstände möglich sind, einander bedingen und also in eins fallen. Dazu haben wir uns auch mit Grundannahmen und Erkenntnissen Kritischer Psychologie befasst und uns zuletzt und unter anderem den Text „Frauen – Täter oder Opfer“ von Frigga Haug gemeinsam erarbeitet, siehe www.friggahaug.inkrit.de/documents/Opfer_oder_Tater_fuerFrigga.pdf

In diesem Halbjahr wollen wir uns das Redemanuskript „Feminismus, Sozialismus und Utopie“ von Frigga Haug vornehmen. Die zentrale Frage darin: Wohin ging die Erbschaft der Frauenbewegung? Versuch einer Wiederaneignung in sozialistischer Perspektive.

Unsere Arbeitsweise

Der Text wird in der ersten Sitzung verteilt.
Wir beginnen jede Sitzung mit einem Brecht-Zitat aus "Me-ti, Buch der Wendungen", das wir gemeinsam diskutieren und feministisch "übersetzen". Zudem unternehmen wir immer wieder auch Ausflüge z.B. in kurze Texte von Marx, die zu den Sitzungen gestellt werden.

Seminarleitung: Melanie Stitz


http://nrw.rosalux.de/veranstaltung/es_detail/BBF2H/marx-auf-feministisch-ii/

Veranstalter*innen: zakk, Rosa-Luxemburg-Stiftung NRW, Wir Frauen – Das feministische Blatt.