Politik & Gesellschaft

Mi
17.07.2019

19.30 Uhr
Studio

Eintritt frei

Seit März diesen Jahres gibt es wieder massive Proteste in Kolumbien. Über 27 Tage waren fast 30.000 Menschen im Süden Kolumbiens im Streik. Hauptsächlich indigene Aktivist*innen blockierten fast einen Monat die Hauptverkehrsachsen. Bei dem Streik, der sogenannten Minga, ging es um die „Verteidigung des Lebens, des Territoriums, der Demokratie, der Gerechtigkeit und des Friedens“. Die Streikenden fordern, dass Indigene im „nationalen Entwicklungsplan“, der unter anderem die Ausgaben für Soziales für die nächste Zeit festlegt, berücksichtigt zu werden. Auch afrokolumbianische Organisationen haben sich den Protesten angeschlossen, wie bereits 2017 wurde auch die wichtige Straße nach Buenaventura, einem der größten Häfen Kolumbiens blockiert, Forderungen nach (sozialer) Infrastruktur erneuert.
Ein weiterer zentraler Punkt der Proteste ist die Situation in Kolumbien nach dem Friedensvertrag. Von der internationalen Öffentlichkeit kaum beachtet, herrscht in Kolumbien weiter Krieg gegen Indigene und Afroaktivist*innen. Soziale Bewegungen und Kleinbäuer*innen sehen sich mehr denn je massiven Bedrohungen und Repressionen ausgesetzt. Seit Unterzeichnung des Friedensvertrages Ende 2016 sind 705 soziale Aktivisten und 135 ehemalige Guerilleros ermordet. Paramilitarismus ist erneut auf dem Vormarsch. Auch das kolumbianische Militär rüstet auf: Der Oberbefehlshaber der Armee soll seine Einheiten angewiesen haben, die Anzahl von getöteten und festgenommen „Rebellen“ zu verdoppeln. Schon einmal führte eine solche Anweisung in den 2000er Jahren zu 8000 verschwundenen und ermordeten Zivilpersonen.

Dr. Anna-Lena Dießelmann, Aktivistin vom Netzwerk Red de Hermandad y Solidaridad con Colombia und dem kolumbianischen linken Netzwerk Congreso de los Pueblos berichtet über die aktuelle Situation in Kolumbien.
Sie lebt seit 2013 in Cali und veröffentlicht zu Themen in Lateinamerika für Amerika21 und andere Medien. Sie forscht zur Demobilisierung der FARC, zur Berichterstattung über Lateinamerika, zur politischen Kommunikation der kolumbianischen Regierung sowie zu Imagekampagnen des kolumbianischen Militärs an der öffentlichen Universidad del Valle in Cali und ist Postdoc an der Universität Bayreuth.

Veranstalter*innen: ifuriosi (Interventionistische Linke, Düsseldorf), Alerta – Lateinamerikagruppe Düsseldorf & zakk.