Musik

Fr
20.09.2019

19.30 Uhr
Einlass 19 Uhr
Club

AK € 18

 

„It's the terror of knowing what this world is about“, sang David Bowie 1981. Ihm gelang das Kunststück, ein Lied mit einer solchen Zeile – und mit Queen als Backing-Band – zu einem Hit zu machen. Von Spars „Under Pressure“ weiß auch, worum es in dieser Welt geht, mit ihren Drohkulissen, verschärftem sozialen Wettbewerb und dem Verdrängungskampf im Übergang zum Überwachungskapitalismus. Vom ersten Beat an spürt man die Dringlichkeit dieser Musik. Trotzdem wirkt sie frei, fast schwebend und schafft Raum für Reflektion und Selbstbefragung.
Von Spar verstehen das, was andere „Band“ nennen, als modulares System. Die Kreativgemeinschaft von Sebastian Blume, Jan Philipp Janzen, Christopher Marquez und Phillip Tielsch befindet sich in einem Zustand konstanter Neukonfiguration. Von Spar sind eine Schnittstelle, ein Interface, das Zugang schafft zum Wieder-Entdecken und Neu-Erleben von nur scheinbar Bekanntem.
„Under Pressure“ ist ihr fünftes Album, sofern man in der Zählung die live eingespielte Can-Hommage gemeinsam mit Stephen Malkmus unterschlägt. 15 Jahre sind seit ihrem Debüt „Die uneingeschränkte Freiheit der privaten Initiative“ vergangen, fünf Jahre seit dem Album „Streetlife“. Betrachtet man ihre Diskografie, bekommen Von Spar etwas Chamäleonhaftes. Ihre Platten sind Ergebnisse einer steten Wandlung, sie öffnen Wurmlöcher zu Postpunk, zu Krautrock oder zum Kunstpop der Achtzigerjahre. Die Konstanten: rhythmische Raffinesse und harmonische Quantensprünge, das An- und Abschwellen von Synthesizer-Arpeggi, rückwärts abgespielte Gitarren, die nichts von Rückwärtsgewandtheit haben.
Die acht Songs auf „Under Pressure“ wurden in Von Spars Dumbo Studio in Köln aufgenommen. Entscheidende Beiträge stammen von Gästen aus Toronto, Tokio, New York, London und Nashville. Die prägende Stimme ist, wie schon bei „Streetlife“, die von Chris A. Cummings alias Marker Starling. Er legt sein unverkennbares Falsett über die Hälfte der Songs und will wissen: „Is there a cure for this / Unhappiness, happiness?“
Im Eröffnungsstück erkundet Cummings gemeinsam mit Eiko Ishibashi (u.a. Kafka's Ibiki, Jim O'Rourke, Merzbow) in einer japanischen Traumsequenz, wohin die Reise gehen kann, wenn man die Fesseln des Fleisches abstreift. Punk- und Reggae-Professorin Vivien Goldman (The Flying Lizards) greift den Gedanken auf und befreit sich in „Boyfriends (Dead Or Alive)“ von den Gespenstern der Vergangenheit. Lætitia Sadier (Stereolab) singt auf dem Kraut-Pop-Hit des Albums, „Extend The Song“, der mit seinem Motorik-Schwung ewig weiterlaufen könnte: „If someone would ask me / Could I go on?“
Weniger Antworten, mehr Fragen – das ist das große Leitmotiv dieser Songs. Eine entscheidende stellt der Low-Fi-Eigenbrötler und 400-Alben-Mann R. Stevie Moore auf „Falsetto Giuseppe“: „Should I Worry?“ Natürlich!

Arno Raffeiner

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Veranstalter*innen: zakk