Wort & Bühne

Di
11.10.2022

19.30 Uhr
Halle

AK € 6

 

Im Anschluss an die Lesung ist eine trialogische Diskussion geplant, mit Dr. Theisen (LVR-Klinikum), Frau Heidkamp (Familienselbsthilfe) und Herrn Jüttner. Die Moderation übernimmt Pfarrer Claus Scheven (Seelsorger im LVR-Klinikum). Wir freuen uns über rege Nachfragen aus dem Publikum.

Irgendwann fängt es einfach an und plötzlich beginnt sich die eigene Wahrnehmung zu verändern: Du meinst, alle Menschen kennen dich! Alle reden über dich! Alle starren dich an! Klar, deine Wohnung ist verkabelt, dein Auto verwanzt, dein Telefon wird abgehört! Sogar die Medien berichten über dich! Was passiert da mit mir? Wo endet die Realität, wo beginnen die traumatischen Vorstellungen? Oder was mache ich, wenn bei einer/einem meiner Angehörigen solche Symptome auftreten?

„Als ich aus der Zeit fiel: Mein Weg durch die paranoide Schizophrenie“ ist ein ehrlicher Erfahrungsbericht. Jens Jüttner erzählt schonungslos und frei von jeglichen Allüren, was ihm Unglaubliches widerfahren ist: Über zehn Jahre lang hatte er unter den Symptomen der paranoiden Schizophrenie zu leiden. Es gab gute und schlechte Jahre – mehr schlechte. Er beendete sein Studium, arbeitete als Jurist, heiratete und wurde Vater – und litt währenddessen fast andauernd unter Anfällen, Verfolgungswahn, bleierner Antriebslosigkeit und den massiven Nebenwirkungen seiner Medikamente.

Werde zum Experten deiner eigenen Krankheit, empfiehlt Jens Jüttner. Denn jeder Patient kann bei der Behandlung mitwirken, wenn er Bescheid weiß: Wichtig ist zunächst einmal das Wissen, dass auch andere unter solch einer Krankheit leiden. Wertvoll die Informationen, woher die
Krankheit kommen kann, was dagegen helfen könnte und wie man als Betroffener oder Angehöriger damit umgeht: das alles steckt in dem 139-seitigen Sachbuch. Sein Stil ist pragmatisch, knapp und informativ. Aber vor allem macht Jüttner Mut, die Hoffnung nie aufzugeben! Es gab für ihn einen Weg aus dem Teufelskreis – das kann bei anderen vielleicht auch funktionieren.

Der Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Florence-Nightingale- Krankenhauses der Kaiserswerther Diakonie in Düsseldorf, Professor Dr. med. Joachim Cordes, hat ebenfalls an dem Buchprojekt mitgewirkt. Als renommierter Facharzt und Forscher auf dem Gebiet der Schizophrenie verfasste er für das Sachbuch ein wissenschaftlich fundiertes und gleichsam sehr menschliches Vorwort.

Jens Jüttner wurde 1976 in Düsseldorf geboren. Er studierte Rechtswissenschaften in Köln und erwarb den Master of Accounting and Taxation an der Mannheim Business School. Zunächst arbeitete er als Rechtsanwalt und Betriebswirt in der Steuerberatung, später in der Konzernrechtsabteilung einer Versicherung. Während seines Referendariats beim Landgericht Düsseldorf erkrankte er erstmalig an paranoider Schizophrenie. Diese Krankheit begleitete ihn ein Jahrzehnt auch während seiner beruflichen Tätigkeit. Heute arbeitet Jens Jüttner als Autor und Schriftsteller von fantastischer Literatur und als Referent rund um das Thema Schizophrenie. Regelmäßig ist er auch als EX-IN-Genesungsbegleiter in verschiedenen Sozialpsychiatrischen Zentren tätig.

https://www.jensjuettner.com/

Veranstalter*innen: Gesundheitsamt (53/62) Sozialpsychiatrisches Zentrum der Landeshauptstadt Düsseldorf in Kooperation mit zakk