Musik

Di
14.12.2021

20.30 Uhr
Einlass 19 Uhr
Halle

AK € 28

 

Niels Frevert ist seit den Achtziger Jahren als kreativer Kopf und genialer Songwriter in der deutschen Musikszene unterwegs. Bereits mit neunzehn Jahren gründet er die Hamburger Band Nationalgalerie, die sich einen Namen mit amerikanisch geprägtem Alternative-Rock mit anspruchsvollen deutschen Texten macht. Ihr großer Hit „Evelin“ läuft zu den goldenen Zeiten des Musikfernsehens auf MTV und Viva hoch und runter.. Ende der Neunziger geht es für die Band nicht mehr voran, Nationalgalerie ist für den Mainstream zu anspruchsvoll und für die Indieszene und Hamburger Schule nicht elitär genug.
Freverts Kreativität und künstlerische Ambitionen brauchten eine neue Plattform, so startet er kurz nach Auflösung von Nationalgalerie seine Solo-Karriere. Und er tut etwas, das nur wenigen Künstlern in ihrer Laufbahn gelingt: er erfindet sich neu, entwickelt einen frischen Sound und eine unverwechselbare Art der Songdichtung, die ihn zu einem der aktuell inspiriertesten deutschen Songwriter macht. Freverts Spätwerk beginnt mit dem Album „Du kannst mich an der Ecke rauslassen“ aus dem Jahr 2008. Die Songs changieren zwischen Wortwitz und Verletzlichkeit in den Texten, fragilen Arrangements und einer cineastischen Atmosphäre, die einen direkt in die Lieder hineinzieht. „Zettel auf dem Boden“ erscheint 2011 und bringt vollendete Kompositionen in Freverts neuem Stil. In den Texten bleibt vieles unausgesprochen, als Zuhörer*in muss man sich stets die Hälfte der Geschichte zusammenreimen. Im Song „Zürich“ etwa erzählt er eine typische Musikergeschichte: die Band ist für ein Konzert in die Schweizer Stadt eingeladen, der Veranstalter möchte aber nur Hintergrundmusik, „das hier ist kein Club, sondern ein Restaurant“. Am Ende muss die Band noch um eine Übernachtungsmöglichkeit feilschen und strandet im Aufenthaltsraum einer Jugendherberge. Der Hit der Platte ist „Ich würde Dir helfen, eine Leichte zu verscharren, wenn’s nicht meine ist“. Eine Geschichte von Freundschaft, die zwischen Augenzwinkern, Melancholie und Empathie für das Gegenüber erzählt wird. Frevert macht aus kleinen menschlichen Gefühlen große Songs, der Refrain des Stückes „1 m² Regenwald“ zeugt ebenso davon: „Und Du sagst / wenn doch bloß nur / immer die Sache mit dem Geld nicht wär´ / und das Gefühl / man wär´zu alt / aber niemand wird kommen dich zu retten / wie einen Regenwald-Quadratmeter / oder ein WWF-Tier“.
Wie mit seiner Band Nationalgalerie ist der ganz große kommerzielle Erfolg für Frevert bisher zwar ausgeblieben. Dafür hat er sich als Solo-Künstler eine treue Anhängerschaft erarbeitet, die in den letzten Jahren noch einmal deutlich angewachsen ist. Am Ende wird er sowieso bekommen, was ihm zusteht: einen Platz auf dem Songwriter-Olymp.


Niels Frevert live:
Niels Frevert - Gesang und Gitarre
Christoph Bernewitz - Gitarre
Martin Hornung - Tasten
Stephan Gade - Bass
Hanno Stick - Schlagzeug


Tracklisting „Zettel Auf dem Boden“
1. Schlangenlinien
2. Ich würde dir helfen, eine Leiche zu verscharren, wenn's nicht meine ist
3. 1 m² Regenwald
4. Frustrationstoleranz, Herr Frévert
5. Bis jemand mich hört
6. Blinken am Horizont
7. Wohin hat es deine Sprache verschlagen
8. Zürich
9. Küchensee
10. Eines flüchtigen Tages Treffen auf der Straße

Lieblingsplatte wird gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen und unterstützt von sipgate, Carhartt, sowie präsentiert von taz - Die Tageszeitung.

https://www.lieblingsplatte-festival.de
https://www.nielsfrevert.net/
https://www.facebook.com/nielsfrevert

Veranstalter*innen: zakk