Politik & Gesellschaft

Mi
12.11.2025

19 Uhr
Kneipe

Eintritt frei

Ausstellung von Gürsel Yıldırım: Migrantischer Widerstand – damals, heute, morgen!

Protest und Selbstorganisation sind kein Kapitel der Vergangenheit, sondern eine starke Waffe im Hier und Jetzt.

Als die sogenannte „Gastarbeiter:innen“ nach Deutschland geholt wurden, wollte man sie nur als billige Arbeitskräfte – ohne Rechte, ohne Stimme, ohne Anerkennung. Sie wurden von relevanten Teilen der Mehrheitsgesellschaft systematisch ausgegrenzt – strukturell, politisch, gesellschaftlich. Doch die Kolleg:innen und ihre Familien haben sich dem nicht gebeugt. Durch ihren Widerstand wurden konkrete materielle Verbesserungen und die eigene Sichtbarkeit erkämpft

Menschen mit Migrationsbiographie standen und stehen Angriffen gegenüber – von rassistischen Übergriffen bis hin zu neofaschistischen Anschlägen, oftmals begleitet vom Ignorieren durch Politik, Polizei und Justit. Doch jeder dieser Angriffe hat auch Gegenreaktionen hervorgerufen. Die Betroffenen und ihre Unterstützer:innen haben nicht geschwiegen – sie haben organisiert, gekämpft, aufgeklärt und Konsequenzen gefordert.

Nach Jahrzehnten dieses Kampfes muss jedoch festgestellt werden: Rassismus prägt nach wie vor das gesellschaftliche Klima, Ausgrenzung ist politische Realität. Der herrschende Zeitgeist lautet nicht Solidarität, sondern Abschottung.

Die notwendige Antwort viele Menschen ist klar: Selbstorganisation und kollektiver Widerstand. Sie sagen: Wir holen uns den Raum, den man uns verweigern will. Wir schreiben unsere Geschichte selbst, wir kämpfen für eine solidarische Gesellschaft – für uns, für kommende Generationen, für eine Zukunft ohne Rassismus und Ausbeutung.

Diese Ausstellung und die begleitenden Veranstaltungen zeigen: Migrantischer Widerstand wurde und wird gelebt - unbeugsam, kämpferisch!

Die Wandzeitung „Migrantischer Widerstand im Hamburg der 90er Jahre“ wurde von dem Hamburger Soziologen und Aktivisten Gürsel Yıldırım kuratiert und besteht aus zwölf großen Wandtafeln. Die Ausstellung erinnert an Anlässe und Formen von selbstorganisiertem Widerstand von Migrant:innen, Geflüchteten und Jugendlichen in den 90er Jahren. Sie dokumentiert unter anderem die Proteste von Migrant:innen nach den rassistischen Brandanschlägen in Mölln (1992), Solingen (1993) und Lübeck (1996), die Kämpfe von Geflüchteten gegen Zwangsumverteilung und für Bleiberecht sowie erinnerungspolitische Kämpfe in Folge rassistischer Morde und für die Umbenennung von öffentlichen Plätzen. 

Die Ausstellung basiert auf den über Jahre gesammelten Materialien von Gürsel Yıldırım: Fotos von Demonstrationen und Kundgebungen, Streiks von Migrant*innen und Geflüchteten. Sie enthält Flugblätter, Plakate und Zeitungsartikel. „Es geht um den Widerstand von Menschen“, sagt Yıldırım, „die als politische Subjekte ihren Platz in der Gesellschaft fordern.“ In den 1990er Jahren gehörte Gürsel Yıldırım u.a. dem Migrant:innenkollektiv an, das von 1995 bis zum Jahr 2000 die Zeitschrift köXüz als Plattform für Migrant:innen und Geflüchtete herausgab.

Seitdem arbeitet Gürsel Yıldırım in der antirassistische Erinnerungsarbeit, seit 2010 ist er unter anderem in der Hamburger Initiative zum Gedenken an Ramazan Avci aktiv. Ein besonderes Augenmerk legt Gürsel Yıldırım dabei auf die Umbenennung von öffentlichen Plätzen im Gedenken an die Opfer von rechter Gewalt.

Die Wanderausstellung “Migrantischer Widerstand im Hamburg der 90er Jahre” ist in Kooperation mit der Internationalen Kunstfabrik Kampnagel entstanden und wurde von der Freien und Hansestadt Hamburg im Rahmen der Initiative STADT MIT COURAGE gefördert.

Veranstalter*innen: zakk